Projekte

„Unser Mödling in 10 Jahren!“ Unter diesem Motto kamen im Frühjahr 2011 dreizehn MödlingerInnen zusammen, um Ideen für das neue örtliche Entwicklungskonzept zu sammeln. In 1½ Tagen erarbeiteten sie 54 Vorschläge zur Zukunft Mödlings.

Alles begann mit einem einstimmigen Beschluss des Mödlinger Stadtentwicklungs-ausschusses: Beim neuen örtlichen Entwicklungskonzept sollten die BürgerInnen frühzeitig beteiligt werden. Beim gemeinsamen Planen sollten die Prioritäten klar werden, um auch in Zeiten angespannter Budgets handlungsfähig zu bleiben und die Zukunft zur Zufriedenheit der BürgerInnen aktiv gestalten zu können.

Für diese Aufgabe war der BürgerInnenrat die Methode der Wahl: Für einen BürgerInnenrat werden ca. 12 BürgerInnen nach dem Zufallsprinzip ausgewählt. Diese sammeln in 1 ½ Tagen Ideen zu Themen, die sie betreffen. In der kleinen Gruppe können sie bei den Diskussionen in die Tiefe gehen. Die Zufallsauswahl soll sicherstellen, dass „normale“ BürgerInnen zu Wort kommen und dass die Gruppe bunt gemischt ist. Basis ist eine zufällige Auswahl von mindestens 200, besser 500 Personen aus dem Melderegister: 50% Frauen und 50% Männer, sowie jeweils gleich viele aus den Altersklassen 20-39, 40-59 und 60-75 Jahre. Diese „Ausgewählten“ werden von den zuständigen PolitikerInnen mit einem persönlichen Brief eingeladen. Sobald etwa 15 Interessierte zugesagt haben, kann der BürgerInnenrat beginnen. Die TeilnehmerInnen brauchen keinerlei Fachwissen. Beim BürgerInnenrat vertreten sie ihre persönliche Meinung. Sie wählen ihre Diskussionsthemen nach ihren Interessen selbst aus. Damit dreht sich das Gespräch mit hoher Wahrscheinlichkeit um Themen, die viele BürgerInnen der Gemeinde bewegen. Moderiert werden BürgerInnenräte mit einer speziellen Methode, die dynamic facilitation genannt wird. Diese berücksichtigt, dass wir Menschen in der Regel sprunghaft und nicht linear denken und dass uns Emotionen und Werte leiten. Dabei lässt sich mit dynamic facilitation lösungs- und ergebnisorientiert diskutieren.

Beim Mödlinger BürgerInnenrat kristallisierten sich 3 Themenschwerpunkte heraus:

• BürgerInnen und PolitikerInnen übernehmen gemeinsam Verantwortung,
• Verkehr, vor allem Verkehrsberuhigung, Radfahren und öffentlicher Verkehr sowie
• leistbares Wohnen und die Gartenstadt Mödling erhalten.

Zu diesen 3 Themen erarbeiteten die BürgerInnen 54 konkrete Lösungs¬vorschläge.

Einige Tage nach dem BürgerInnenrat-Wochenende präsentierten die BürgerInnen ihre Ergebnisse beim Mödlinger BürgerInnen-Café. Diese 3-stündige Abend¬veranstaltung war für alle Interessierten offen. Weitere BürgerInnen, PolitikerInnen, Interessen¬gruppen, Verwaltungs¬mitarbeiterInnen, das beauftragte Planungsbüro und die Medien nahmen teil. An „Caféhaus-Tischen“ diskutierten etwa 50 Teil¬nehmerInnen die Ergebnisse. In den Kleingruppen kamen alle zu Wort und es konnte konstruktiv gearbeitet werden.

Nach dem BürgerInnen-Café tagten VertreterInnen des Stadtentwicklungs¬ausschusses, des Bauamtes und des Ortsplanungsbüros. Sie entschieden, welche Vorschläge im Vorentwurf zum örtlichen Entwicklungskonzept berücksichtigt werden sollten. Das Protokoll wurde den TeilnehmerInnen des BürgerInnenrates übermittelt. Mit diesem Feedback zeigten die Entscheidungs¬trägerInnen, wie ernsthaft sie sich mit den Beiträgen der BürgerInnen auseinander gesetzt hatten und dass die BürgerInnen nicht umsonst gearbeitet hatten. Nur so kann bürgerschaftliches Engagement auch längerfristig aufrecht erhalten werden.

(Quelle: Arbter, K. (2012): Der Mödlinger BürgerInnenrat. Der erste BürgerInnenrat in Niederösterreich! in: Raumdialog 1/2012, Seite 8-9, Herausgeber: Amt der NÖ Landesregierung, RU2, St. Pölten)