Europäischer Dorferneuerungspreis 2022

Sieg an Stadtschlaining im Burgenland – NÖ-Stadtgemeinde Laa an der Thaya mit Silber ausgezeichnet!

Die burgenländische Gemeinde Stadtschlaining hat den 17. Europäischen Dorferneuerungspreis, der von der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung 2022 unter dem Motto „Brücken bauen“ ausgelobt und durchgeführt wurde, gewonnen. Bei der Preisverleihung am 12. Mai 2023 im unterfränkischen Hofheim, Teil der gleichnamigen Gemeinde-Allianz Hofheimer Land, die den vorigen Wettbewerb für sich entscheiden konnte, wurden Preise an 21 Teilnehmer aus ebenso vielen Regionen und zwölf Staaten übegeben.

Der Preis in Silber für besondere Leistungen in zahlreichen Bereichen der Dorf- oder Gemeindeentwicklung geht unter anderem an die Stadtgemeinde Laa an der Thaya im nördlichen Weinviertel.


Das Lob der Jury …
„Laa an der Thaya beeindruckt durch einen Entwicklungsprozess, der vor allem auf die Verbesserung von wirtschaftlichen Perspektiven und die Steigerung der Lebensqualität durch zeitgemäße soziokulturelle Einrichtungen abzielt…“

… für eine Grenzstadt …
Laa an der Thaya ist eine kleinstädtische Gemeinde mit 6 280 Einwohnerinnen bzw. Einwohnern, unmittelbar an der Grenze zur Tschechischen Republik gelegen. Diese frühere Last des „Eisernen Vorhangs“, die das Handlungsfeld deutlich eingeschränkt hat, ist zwar noch in den Köpfen der Bevölkerung präsent, lastet aber nicht mehr auf ihr. Vielmehr sehen die Bewohnerinnen und Bewohner beiderseits der Grenze dieses Gebiet als einen Ort, der außergewöhnliche Chancen für neue unternehmerische Initiativen und Kooperationen bietet.

… mit Mut zu Initiative …
So hat insbesondere der Bau der Thermenanlage auf mehreren Ebenen eine Veränderung bewirkt: Es wurde eine große Zahl an Arbeitsplätzen in einem eher strukturschwachen Raum geschaffen sowie lokalen Unternehmen sowie auch Dienstleisterinnen und Dienstleistern die Möglichkeit eröffnet, ihre Produkte und ihr Know-how auch den Wellness-Gästen anzubieten. Gleichzeitig wurden die Verbindungen und Kontakte zu den umliegenden Gemeinden sowohl auf österreichischer, als auch auf tschechischer Seite verstärkt. Dies hat die Rolle von Laa an der Thaya als regionales Zentrum bewahrt.

… und Bedacht auf lokale Besonderheiten, …
Im Sog der Thermenanlage und dank einiger innovativer Akteurinnen und Akteure konnten sich mehrere bemerkenswerte Initiativen im sanften Tourismus, im Gewerbe und in der Landwirtschaft entwickeln. Allen voran ist hier die Wiederentdeckung des Hanfanbaus, ausgehend vom Ortsteil Hanfthal, der die einst große Bedeutung der Kultivierung dieser Pflanze sogar im Namen trägt, inklusive Veredelung und Vermarktung zu nennen. Eine Gruppe innovativer Menschen hat sich in jahrelanger harter Arbeit Kompetenzen in diesem Zweig der Landwirtschaft angeeignet, und zwar sowohl was die Kultivierung der Pflanze auf dem Feld, als auch deren vielfältige Verarbeitungs- und Einsatzmöglichkeiten angeht. Die Produkte können in eigenen Shops erworben werden, stehen aber auch auf dem Speiseplan mehrerer Gasthäuser der Gemeinde und der Region.
Neben dem agrarischen „Flaggschiff“ Hanf begann noch eine Reihe weiterer Bäuerinnen und Bauern, landwirtschaftliche Spezialitäten ökologisch zu produzieren, weiterzuverarbeiten und lokal direkt zu vermarkten. Besonders erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang außerdem die Organisation des jährlichen „Zwiebel-Festes“ durch die Gemeinde selbst, das eine besonders typische Feldfrucht des Laaer Beckens in den Mittelpunkt rückt und sich zu einem mehrtägigen Regionsfest entwickelt hat, das tausende Besucherinnen und Besucher in die Stadt lockt.

… auf die regionale Wertschöpfung, …
Um die regionale Wertschöpfung zu stärken, wurde ein Gutscheinsystem entwickelt, das den lokalen Einkauf für Konsumentinnen und Konsumenten attraktiver macht. Im Rahmen des LEADER-Projekts „Kauf regional“ soll es noch erweitert sowie insbesondere durch digitale Möglichkeiten wie eine City-App ergänzt werden.
Die Gemeindeverantwortlichen schöpfen aber auch viele andere Möglichkeiten aus, um die florierende lokale Wirtschaft zu stärken und gleichzeitig für Aktivitäten im Sinne des Gemeinwohls zu bewegen. So hat man

  • die Entscheidungen zur Erweiterung der Therme in Richtung Exklusivität mit dem so genannten „Silent Spa“ unterstützt
  • einem Unternehmer bei der Errichtung eines neuen attraktiven Geschäftslokals (Bäckerei, Kaffeehaus und Eisdiele) im unmittelbaren Stadtzentrum, im Zuge dessen aufwendige denkmalpflegerische Herausforderungen entstanden sind, geholfen
  • gemeinsam mit örtlichen Wirtschaftstreibenden neue Ideen entwickelt, mit dem Ziel, die Bürgerinnen und Bürger bestmöglich zu betreuen (Gesundheitszentrum).

… auf den gemeinsamen Lebensraum, …
Die Bemühungen um das Wohl der Bevölkerung spiegelt sich auch in dem Projekt „Grünes Band“ wider, im Zuge dessen Parkanlagen, Grün- und Brachflächen sowie Alleen und Spielplätze auf dem Gemeindegebiet geschaffen und vernetzt werden sollen, um auf diese Weise die Biodiversität zu stärken. Auch die gezielte Schaffung und Erhaltung von Blühwiesen und Obstgärten ist in diesem Kontext zu erwähnen. Besondere Aufmerksamkeit wird aber nicht nur der Natur, sondern auch den Menschen, die Teil derselben sind, geschenkt, was sich in einer Reihe von Projekten widerspiegelt. Der Motorik-Park in unmittelbarer Nähe zum neu errichteten Gesundheitszentrum ist eine Attraktion für Jung und Alt wie auch die neue Fußgängerbrücke „Skywalk“, die eine fußläufige Anbindung des einst benachteiligten Stadtteils „Kellerhügel“, der durch die Bahngleise vom Rest der Stadt „abgetrennt“ ist, darstellt.

… das kulturelle Erbe …
Das Image der Gemeinde wird schließlich auch durch vielseitige Bemühungen im Bereich Kunst, Kultur und kulturelles Erbe geprägt. So sind im Laufe der vergangenen Jahre zahlreiche Kunst- und Bildungsinitiativen umgesetzt worden, mehrere historisch wertvolle Gebäude wurden restauriert und zu Kunst- bzw. Kulturstätten umfunktioniert. So etwa findet sich auf dem Areal des ehemaligen Bürgerspitals heute unter anderem eine Freilichtgalerie. Auch die Übersiedlung der Stadtbibliothek in das historische Zentrum ist eine begrüßenswerte Initiative. Besondere Aufmerksamkeit schenkte und schenkt man der Renovierung und Revitalisierung der Laaer Burg, die nicht nur das Stadtwappen prägt, sondern auch als emotionales Wahrzeichen der Stadt bezeichnet werden kann. Großes Ziel ist es dabei, die Burg als Teil des Gesamtensembles des historischen Stadtzentrums wieder für alle Bürgerinnen und Bürger zu öffnen und für Veranstaltungen aller Art attraktiv zu gestalten.

… und das soziale Miteinander …
Laa zeichnet sich auch durch einen sensiblen und inklusiven Umgang mit Menschen mit besonderen Bedürfnissen aus. Im Rahmen des Sozialprogramms der Caritas-Tagesstätte werden vielfältige Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit unterschiedlichsten Fähigkeiten und besonderen Bedürfnissen geboten, wobei insbesondere das Caritas-Café für einen inklusiven Charakter sorgt. In Errichtung ist derzeit auch ein Haus direkt im Stadtzentrum, in dem betreutes Wohnen ermöglicht wird.

Laa an der Thaya ist es gelungen, eine Reihe von „Brücken“ zu bauen, die die verschiedenen Projekte zu einem nachhaltigen Entwicklungsprozess verbinden, die sowohl für die Bewohnerinnen und Bewohner der Gemeinde selbst, als auch darüber hinausgehend für die gesamte Region von großem Nutzen sind.