BürgerInnenrat oder Jugendrat

BürgerInnenrat oder Jugendrat
Wie Etwa 12 nach dem Zufallsprinzip ausgewählte BürgerInnen entwickeln zu einer brennenden Planungsfrage Lösungen. Dazu kommen die TeilnehmerInnen 1 ½ Tage zur Diskussion zusammen. Alle sprechen für sich selbst und nicht als VertreterInnen anderer. Die TeilnehmerInnen fassen die Ergebnisse in einer gemeinsamen Erklärung zusammen. Diese Erklärung wird im Anschluss öffentlich diskutiert, zum Beispiel in einem BürgerInnen-Café (siehe Seite 34). Danach befassen sich die politischen EntscheidungsträgerInnen mit den Vorschlägen und informieren die BürgerInnen über die nächsten Schritte und nach einer gewissen Zeit auch über erste Umsetzungen. Basis für die Zufallsauswahl ist in der Regel das Melderegister. Damit 12 BürgerInnen teilnehmen, werden zwischen 200 und 700 Personen angeschrieben, je nachdem, wie groß die Gemeinde und wie brennend das Thema ist. Meist lädt die/der BürgermeisterIn oder die/der zuständige StadträtIn mit einem persönlichen Brief zum BürgerInnenrat ein. Die Plätze werden nach Quoten besetzt: gleich viele Frauen und Männer und jeweils gleich viele jüngere, mittlere und ältere Menschen sollten teilnehmen.
Wofür Um in einer kleinen, vielfältig zusammengesetzten Gruppe brennende Planungsfragen zu diskutieren. Das können auch scheinbar „unlösbare“ Themen sein oder Themen, wo die Gemeinde gerade „ansteht“. Die Zufallsauswahl und die persönliche Einladung bieten die Chance, auch BürgerInnen zu erreichen, die sich noch nicht für die Gemeinde engagieren und die vielleicht auch nicht zu offenen Veranstaltungen kommen (die „schweigende Mehrheit“).
Erreichbares Ergebnis Vorschläge und Ideen, die eine kleine Gruppe in intensiver Diskussion miteinander entwickelt hat
Aufwand Hoch, 1 ½ Tage lange Veranstaltung, dazu kommt noch das BürgerInnen-Café (meist eine Abendveranstaltung), bei der die BürgerInnen die Ergebnisse der Gemeinde und anderen BürgerInnen präsentieren und mit anderen Interessierten diskutieren Im Optimalfall bietet die Gemeinde eine Reihe von BürgerInnenräten mit wechselnden TeilnehmerInnen an, zum Beispiel 1x im halben Jahr, um mehreren BürgerInnen zu ermöglichen teilzunehmen.
Kosten Mittel, es braucht professionelle ModeratorInnen, die in der speziellen Moderationsmethode „dynamic facilitation“ (www.dynamicfacilitation.com) ausgebildet und auch erfahren sind
Einsatzgebiet Lokal und kleinregional
Mehr Info BürgerInnenrat Mödling: http://www.noe-laendlicher-raum.at/buergerinnenraete.php
BürgerInnenrat Pielachtal: http://www.noe-laendlicher-raum.at/buergerinnenraete.php,
www.vorarlberg.at/zukunft --> BürgerInnenräte
Variante für Jugendliche Jugendrat: Ca. 12 zufällig ausgewählte Jugendliche aus der Gemeinde kommen für einen Tag zusammen, um zu einem für sie brennenden Thema Lösungen zu suchen. Den zufällig Ausgewählten kann es auch ermöglicht werden, eine/n FreundIn mitzubringen. Im Anschluss gibt es ein Event, wo auch andere Jugendliche dabei sein können. Altersgruppen 13-16 oder 15-19 Jahre. Nachdem der Einladungsbrief verschickt wurde, sollte man bei den Jugendlichen nachtelefonieren, ob sie mitmachen wollen. Beispiel: NÖ JungbürgerInnenrat zum ländlichen Raum: http://www.noe-laendlicher-raum.at/buergerinnenraete.php

Beispiel BürgerInnenrat Mödling

„Unser Mödling in 10 Jahren!“ Unter diesem Motto kamen im Frühjahr 2011 dreizehn zufällig ausgewählte MödlingerInnen zum 1. Mödlinger BürgerInnenrat zusammen, um Ideen für das neue Örtliche Entwicklungskonzept zu sammeln. In 1½ Tagen erarbeiteten sie 54 Vorschläge zur Zukunft Mödlings. Drei Themen kristallisierten sich als besonders wichtig heraus:

  • BürgerInnen und PolitikerInnen übernehmen gemeinsam Verantwortung,
  • Verkehr, vor allem Verkehrsberuhigung, Radfahren und öffentlicher Verkehr sowie
  • Leistbares Wohnen und die Gartenstadt Mödling erhalten

Bei einem BürgerInnen-Café (siehe Seite 34) stellten sie ihre Ergebnisse vor und diskutierten sie mit anderen GemeindebürgerInnen. In einer Feedbackrunde berieten die zuständigen PolitikerInnen über die Realisierbarkeit der Vorschläge und gaben den BürgerInnen Rückmeldung, was mit den einzelnen Vorschlägen geschehen wird.

http://www.noe-laendlicher-raum.at/buergerinnenraete.php 


Beispiel BürgerInnenrat Pielachtal

BürgerInnenräte können auch Gemeinde-übergreifend in Kleinregionen durchgeführt werden – so geschehen im niederösterreichischen Pielachtal. Die zufällig ausgewählten BürgerInnen diskutierten zur Frage, wie die Entwicklung der Kleinregion Pielachtal in Zukunft aussehen solle.

Zentral waren unter anderem die Themen

  • Jugend und der Dialog zwischen jungen und älteren Menschen, 
  • Infrastruktur, 
  • Region und Tourismus und 
  • das soziale Miteinander.

http://www.noe-laendlicher-raum.at/buergerinnenraete.php 


„Eine starke Einbindung eines möglichst großen Bevölkerungsanteils ist die Grundlage einer erfolgreichen Entwicklung der Gemeinden und Regionen. Der Bürgerrat im Pielachtal hat bewiesen, dass sich BürgerInnenbeteiligung auch auf kleinregionaler Ebene auszahlt. Wir haben neue Sichtweisen und Perspektiven gefunden, die in unseren Strategieplan eingeflossen sind. Durch den Bürgerrat wurden aber auch neue Themen für die erfolgreiche Kooperation in unserer Kleinregion gefunden. Diese Themen können wir nun gemeinsam umsetzen und damit ein großes Plus an Lebensqualität für die Bevölkerung in unserem Dirndltal bieten. Somit war der Bürgerrat ein starkes Erlebnis für die TeilnehmerInnen mit wertvollen Erkenntnissen für unsere regionale Gemeinschaft.“

Bgm. Ök.-Rat Anton Gonaus, Obmann der Kleinregion Pielachtal